Full Metal Village

Filmfoto: Full Metal Village
Deutschland, 2006
Regie: Sung-Hyung Cho
Drehbuch: Sung-Hyung Cho
Kamera: Marcus Winterbauer
Schnitt: Sung-Hyung Cho
Musik: Peyman Yazdanian
Produktion: Flying Moon, Zorro Film, arte
BJF-Empfehlung: ab 12 Jahren, FSK: o.A. (besonders wertvoll)
Stichworte: Fremde Kulturen, Jugendkultur
Länge: 90 Minuten, Dokumentarfilm Farbe dtF
Einmal im Jahr wird das kleine Dorf Wacken zum Mekka der internationalen Metal-Gemeinde. Sung-Hyung Cho, gebürtige Koreanerin aus Hessen, hat mit dem unvoreingenommenen Blick eines Fremden das seltsame Zusammentreffen von Dorfbevölkerung und Heavy-Metal-Horden mit der Kamera eingefangen. Dabei ist der Fokus auf die Dorfbewohner gerichtet, denen sie mit ihrer ruhigen, respektvollen Annäherung wunderbare Momente entlockt. Entwaffnend komisch und verblüffend treffend in der Zustandsbeschreibung ländlichen Lebens, gelingen ihr unterhaltsame Einblicke auf deutsche Landen. Ihre charmante Dokumentation sorgte so schon auf zahlreichen Festivals von Berlin bis Saarbrücken für gutgelaunte Säle. Da macht nicht nur Landwirtschaft Spaß, sondern auch das Kinogucken!
Auszeichnungen:
Hessischer Filmpreis 2006; Schleswig-Holstein-Filmpreis 2006; Max-Ophüls-Preis 2007
Angaben zur DVD:
Sprache: Deutsch • Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch • 16:9
Pressezitate:
„Gelungene Kino-Dokumentationen bilden ihren Gegenstand nicht einfach ab. Sie gestalten ihn wie ein Spielfilm, interpretieren, lassen bewusst offene Stellen, die der Zuschauer mit eigener Erfahrung füllen kann. „Full Metal Village“ von Sung-Hyung Cho ist ein herausragendes Beispiel für diese Form, mit dem Zuschauer in Dialog zu treten. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Regisseurin ihre ersten 20 Jahre in Süd-Korea verbracht hat, dem lebendigsten und innovativsten Filmland der Gegenwart. Bekanntlich sehen Fremde oft genauer hin und finden andere Dinge als die Einheimischen. Doppelt fremd, als gebürtige Koreanerin und als Hessin, begibt sich die Regisseurin in ihrem Film unter die Eingeborenen der norddeutschen Gemeinde von Wacken, erzählt von ihrem Leben und der alljährlichen Begegnung mit Heavy Metal-Fans, die seit Jahren aus der ganzen Welt zum dortigen Open-Air-Konzert anreisen. So ist „Full Metal Village“ im mehrfachen und mehrdeutigen Sinn ein Film über das Fremde und die Annäherung zwischen Fremden, ein liebevoller Essay über die ganz normale deutsche Provinz und natürlich das Portrait eines einmaligen Ereignisses und der Menschen, die es möglich machen. Mit ethnologischem Blick enthüllt Sung-Hyung Cho auch die kleinen Abgründe der Provinz, die skurrilen Seiten der Normalität. In wunderbar klaren, überaus genau gestalteten, ruhigen Kinobildern, einer exzellent komponierten Montage und einem besonderen Sinn für das Verschmitzte und den Charme der Menschen von Wacken hat „Full Metal Village“ hohe erzählerische Qualität und bricht zugleich mit ironischer Distanz das, was zu sehen ist, enthebt es dem rein Abbildhaften und verwandelt es in eine imaginäre poetische Wirklichkeit. Ein wundervoller Film!“
(Aus der Jury-Begründung für den Hessischen Filmpreis 2006)
Ein gutes Thema, ein köstliches Spiel mit den schroffen Gegensätzen, ein symptomatisches Bild Deutschlands und der Moderne, eine ausgezeichnete Montage, ein sicherer Blick auf die Mentalität der geschilderten Menschen, ein geradezu lehrreiches Vorhaben, lange eine ruhige Angelegenheit, dann ein Höllenlärm. Ein prima Film.
(Thomas Engel, www.programmkino.de)