Jugend-Film-Fest 2018

Die Nachwuchsfilmer Philipp Krüger und Timon Petersen bildeten mit den Medienpädagogen Nadine Butenschön und Ingo Mertins die Vorjury zum Jugend-Film-Fest 2018. Gemeinsam sahen sie an die 50 Einreichungen, um vier Filme für den Nachwuchs-Film-Preis und einen Film für den Jugend-Film-Preis zu nominieren.

In der Altersgruppe bis 18 Jahre entschieden sie sich für den Film „Psychotic Diary“ von der Flensburgerin Ajike Ovia. Die sechszehnjährige Schülerin montierte Tagebuchaufzeichnungen und Videos zu einer kunstvollen Collage, die beschreibt, wie eine Psychose sich auf Betroffene auswirken kann.

Das Publikum des Jugend-Film-Fest nominierte einen zweiten Anwärter zum Jugend-Film-Preis ins Finale „Die glorreichen Sechs“, das am letzten Sonntag von 15 bis 18 Uhr im Kieler STUDIO Filmtheater stattfand. Seine Wahl fiel auf den Film „Unknown“ von Maria Guk und Linus Kirchberg, die gemeinsam mit norwegischen und deutschen Jugendlichen einen Film über die schlimmen und die schönen Momente drehten, die mit dem Verliebtsein kommen können. „Unknown“ kommt mit wenig Worten und schönen Sommerbildern aus, die im Juli 2018 am Ostseestrand entstanden.

Die Jury, die aus dem Kinomacher Andreas Steffens (Traumkino der TraumGmbH in Kiel), dem Musikvideoregisseur Aron Krause (Rendsburg/Hamburg) und der Produktionsdesignerin Laura Matt (Leck/Hamburg, Rocket Beans) bestand, entschied sich für „Psychotic Diary“ als Preisträger für den Jugend-Film-Preis Schleswig-Holstein 2018. Die Jury hob vor, wie mutig, aufrichtig und feinfühlig die Regisseurin ihr anspruchsvolles Thema in knappen 5 Minuten auf den Punkt bringt.

Für die Altersgruppe 19-27 wählte die Vorjury für vier Filme ins Finale:

Für ihren Studentenfilm „Drinnen wird nicht geraucht“ haben sich Manuel Ostwald als Drehbuchautor und Philipp Westerfeld als Regisseur zusammengetan, um mit wortkargen Charakteren und bunter Kulisse einen schwarzhumorigen Blick auf eine Ehe zu werfen, die die besten Tage hinter sich hat. Ihr Drehbuch hat die Berliner Schauspielerin Barbara Schöne überzeugt, in ihrem Kurzfilm die Hauptrolle zu übernehmen. Die Henstedt-Ulzburger Philipp Westerfeld und Manuel Ostwald drehen schon seit Schülertagen gemeinsam Filme, und beide haben es geschafft, an der nachgefragten Filmakademie Baden-Württemberg angenommen zu werden.
Das „Kleine Theater Bargteheide“ ist eine Talentschmiede für junge Kulturschaffende. Wie auch der international gefragte Schauspieler David Kross spielte der 23jährige Regisseur Melvin Jäpel dort jahrelang Theater. Als Autodidakt drehte Melvin Jäpel schon Langfilme und Werbespots. Für den Nachwuchs-Film-Preis Schleswig-Holstein reichte er seinen Kurzfilm „Fremd“ ein. „Fremd“ ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich aus ihrer Gefangenschaft zu befreien versucht. Die 19jährige Louisa Nübling stellt mit anrührendem und nuanciertem Spiel Hoffnungen und Qualen der Hauptfigur überzeugend dar.

Der Kieler Moritz Boll hat mit seiner Einreichung „Abgetaucht“ schon den Kurzfilmpreis auf dem „Filmfest Schleswig-Holstein“ gewonnen. Jetzt zeigte er seinen Film über eine liebevolle Vater-Tochter-Beziehung, auf der ein Geheimnis liegt, auch im Finale um den Nachwuchs-Film-Preis Schleswig-Holstein.

Die Kronshagenerin Margareta Kosmol hat mit vierzehn Jahren ihre ersten Preise mit Dokumentarfilmen gewonnen. Jetzt trat sie zum ersten Mal in der Alterskategorie des Nachwuchspreises, 19 bis 27 Jahre, an, erneut mit einer Kurzdokumentation. Geschickt unterläuft ihr Film „Ach, mein Sinn“ die Erwartungen des Publikums. Im ersten Moment scheint ihre Dokumentation sich um einen allzugroßen Fan eines verstorbenen Sängers zu handeln, doch dann enthüllt sich in der Geschichte ein großes, nicht vorhersehbares Schicksal.

Das Publikum des Jugend-Film-Fest nominierte einen Film des Kieler Multimediaproduction-Studenten Peter Ahlers nach: „Mondo Grindhouse 2“ oder „HandyaussonstFresseweg“ ist eine im Stil dreckig gedrehter 70-Jahre-Horror-B-Movies gehaltene Ermahnung, dass Besucher es sich verscherzen, wenn sie vergessen, für die Kinovorstellung ihr Handy lautlos zu stellen.

Die Jury entschied sich für Moritz Bolls Film „Abgetaucht“ wegen seines dichten Drehbuchs, dem beeindruckenden Schauspiel, der hervorragenden Kameraarbeit und der bis ins Detail überzeugenden Ausstattung.

Johann Schultz und Ingo Mertins vom Landesverband Jugend & Film vergaben noch Sonderpreise. Gesa Stolze errang mit ihrem Film „Die Ehre des Lebens“ einen dieser drei Preise. Die Neumünsteranerin wagte ein spannendes Kamerakonzept, indem sie hauptsächlich aus der Perspektive der Hauptfigur erzählte.
„Desire“ des Lübeckers Hanno Mertin erhielt einen Sonderpreis für seine kraftvolle Bildsprache, und die Glückstädter Schüler Michael Zollinger und Leon Witt errangen einen Sonderpreis, weil sie mit viel Gespür für Bilder und Rhythmus ihr beeindruckendes Musikvideo „Wach“ montierten.

Zuletzt durfte das Publikum des Jugend-Film-Fests, das auf dem Scheersberg und im Kino alle Filme gesehen hatte, entscheiden, welcher Film den Publikums-Preis erhalten sollte. Weil das diesjährige Jugend-Film-Fest mit an die 90 Filmerinnen und Filmer zwischen 12 und 27 Jahren sehr gut besucht war, dauerte die Stimmauszählung länger als erwartet. Das Kino war ab 18 Uhr für reguläre Vorstellungen vorgesehen, so dass die Verkündung dieses Preises kurzerhand auf die Straße verlegt wurde. Der Mitarbeiter des Scheersberg im FSJKultur, Thierry Jové Skoluda, verkündete dort, dass der Publikumspreis 2018 an Merlin Slamanigs „Big Red Gun“ gehen werde, der in einer Vorpremiere auf dem Jugend-Film-Fest gezeigt worden war. Möglich gemacht wurde die Produktion des 22-Minuten-Films durch eine Förderung des Landesverband Jugend & Film Schleswig-Holstein. In „Big Red Gun“ begegnen sich zwei alte Schulkameraden in einem Schießverein wieder, der eine mit Angst um sein Leben, der andere mit Liebeskummer, und ihre Begegnung führt zu einer unerwarteten Geschichte.

Das Jugend-Film-Fest Schleswig-Holstein ist eine Veranstaltung des Landesverband Jugend & Film Schleswig-Holstein in Kooperation der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg mit Unterstützung des STUDIO Filmtheaters. Der nächste Einreichschluss ist der 24.10.2019. Das Jugend-Film-Fest 2019 findet vom 22. bis 24.11.2019 auf dem Scheersberg statt.