Jugend-Film-Fest 2020&2021

In beiden Coronajahren wurden insgesamt 54 Filme eingereicht. Das ist in etwa die Hälfte der Einreichzahlen in normalen Jahren. Zugelassen waren Beiträge, die 2019 bis 2021 fertiggestellt wurden.

Jugend-Film-Fest 2021 auf dem Scheersberg, Sebastian Husak per Videocall hinzugeschaltet

Die Vorjury bildeten drei Filmermacherinnen, Maria Guk, Margareta Kosmol und Junit Weber sowie Ingo Mertins. Sie wählten 4 Finalfilme im Nachwuchsbereich (19-27 Jahre) aus und zwei im Jugendbereich (13-18 Jahre).

Die älteren Filmschaffenden im Finale waren Bo Clausen aus Fahrdorf, 21 Jahre, mit seinem Film Between Mountains and Mermaids; Reinhold Hansen aus Flensburg, 24 Jahre, mit seinem Film Match; Peter Ahlers aus Kiel, 27 Jahre, mit seinem Film Der Mettigelprinz und Sebastian Husak aus Börnsen, 27 Jahre, mit seinem Film Curfew Calls. Die jüngeren Filmschaffenden im Finale waren Maria Guk aus Pinneberg, 18 Jahre, mit ihrem Film Ronja und die 18jährigen Lübecker Lukas Klärchen, Malte Husfeldt und Hagen Romzykowski mit ihrem Film Innere Kälte. Maria Guk wurde als Einreicherin aus der Vorjury-Diskussion zur Bestimmung der Jugend-Finalteilnehmenden ausgeschlossen.

Am 21.11.2021 fand im schönen Kieler STUDIO Filmtheater das öffentliche Finale statt. Die Jury bestand aus den Filmemacherinnen Mellie Broska, Antje Ott und dem Filmemacher und ersten Vorsitzenden des Vereins „Filmkultur SH“ Christoph Zickler, der auch die Onlineabstimmung für den Publikumspreis programmiert hatte.

Nachwuchs-Preisträger Sebastian Husak

Der Nachwuchs-Film-Preis Schleswig-Holstein 2020&2021 ging an den Film Curfew Calls von Sebastian Husak. In diesem für Instagram produzierten Film geht es um einen jungen Mann, der unter großen Mühen versucht, die Coronazeit zur Selbstoptimierung zu nutzen. Eine Besonderheit bei der Entstehung von „Curfew Calls“ ist, dass Sebastian Husak die einzelnen Schauspielerinnen und Schauspieler, die sich selbst mit Smartphones filmten, per Videokonferenz angeleitet hat. Der Preis ist mit 500€ und der begehrten Trophäe dotiert.

Die Kunst, seine Zuschauer völlig zu verwirren und trotzdem nicht zu verlieren, zeichnet diesen Film aus. In seinem rasanten Tempo erzählt er uns vom gemeinsamen Alleinsein in einer sich selbst optimierenden Scheingesellschaft. (Aus der Jurybegründung)

Eine besonders lobende Erwähnung erhielt der wohl meistdiskutierteste Film dieses Doppeljahrgangs, Der Mettigelprinz von Peter Ahlers. In seinem Kurzfilm wird mithilfe von Animationen gezeigt, wie eine Frau ihren Fetisch der Vorarephilie auslebt.

Lobende Erwähnung für Peter Ahlers (vierter v. l.) und die Crew von „Der Mettigelprinz“ im Finale im STUDIO Filmtheater in Kiel

Dieses Werk schafft es mit seiner extrem liebevollen und respektvollen Inszenierung, seine Zuschauer an ein eher unpopuläres Thema heranzuführen. Durch den Mut, sich an solch einen Inhalt heranzutrauen, seine fantastischen Illustrationen, seine schlüssige Ausstattung und sein hervorragendes Spiel hat er es auch der Jury nicht leicht gemacht. (Aus der Jurybegründung)

Der Jugend-Film-Preis Schleswig-Holstein 2020&2021 ging an den Film Innere Kälte, der von Lukas Klärchen, Malte Husfeldt und Hagen Romzykowski anlässlich einer schulischen Aufgabe erstellt wurde. „Innere Kälte“ begleitet einen Jugendlichen in seinem vereinsamten Alltag. Zu streamen hilft ihm nicht, eine Droge zu nehmen ebenfalls nicht. Freunde erreichen ihn nicht mehr, die Lehrerin spricht vergeblich mit ihm. Die Figur ringt mit Suizidgedanken. Mit dem Jugend-Film-Preis sind 400€ Preisgeld und die Trophäe verbunden.

Neben der überzeugenden technischen Form, wie den starken Bildern, der guten Kameraführung und der ästhetischen Lichtsetzung, greift der Film ein sehr bewegendes Thema auf und lässt die Zuschauer durch seine emotionale Inszenierung und sein mutiges Spiel bis zur letzten Sekunde bangen. (Aus der Jurybegründung)

Von links: Mellie Broska und Christoph Zickler (Jury); Jugend-Film-Preis-Träger Lukas Klärchen, Hagen Romzykowski und Malte Husfeldt (Team „Innere Kälte“)

Der Publikums-Preis wurde von den Teilnehmenden des gesamten Film-Fests gewählt. Jeder an dem Wochenden gezeigte Film, auch wenn er Überlänge hatte, stand hierfür zur Wahl. Das Publikum entschied sich für den Film, bei dem mit Abstand am häufigsten gelacht wurde. Die Komödie Endzeit 2021 persifliert den hysterischen oder auch hilflosen Umgang der Gesellschaft und der Bürokratie mit COVID-19 – im Film als Zombieerkrankung dargestellt. Der Film entstand an der Elbschule Glückstadt, die die Gelegenheit nutzte, langjährige und teils gefährlich anmutende Baumängel an ihren Gebäuden dem Publikum aufzuzeigen. Auch beim Publikums-Preis gibt es eine Trophäe und immerhin noch 100€ Preisgeld.

Unabhängig vom Publikum vergab der Landesverband Jugend & Film Schleswig-Holstein zudem vier Sonderpreise zu je 50€, mit dem junge Filmemacherinnen und Filmemacher zusätzlich ermutigt werden sollen, sich weiter dem Filmen zu widmen.

So erhielt Endzeit 2021 noch einen Sonderpreis. Ein weiterer Sonderpreis ging an Das Regenbogenband von Eilert Haskamp, indem Vorurteile gegenüber Menschen, die sich der LGBTQ+ zugehörig fühlen, aufgegriffen werden. Schülern der Elbschule Glückstadt war mit einfachsten Mitteln und hervorragender Schauspiel- und Schnittarbeit ein Gruselfilm gelungen, der schon die Vorjury stark beeindruckt hatte: Start Survey. Der vierte Sonderpreis ging an den Film von Carolin Kubut und Hannah Klinkert aus Angeln, Gegenwartsbewältigung. In ihrem filmischen Essay zeigen sie die Belastungen und die Chancen auf, die junge Menschen unter den eingeschränkten Lebensumständen in der Pandemie haben.

„Die Jägerin“ im Programm auf dem Scheersberg